BULGARIEN 2006 - für Ornithologen immer eine Reise wert

Zwischen dem 19.07. und 15.08.2006 hatte ich die Gelegenheit weite Teile des Balkanlandes zu bereisen. Neben Kultur und historischen Aspekten stand dabei die Vogelwelt Bulgariens in Vordergrund.
Trotz der etwas „ungünstigen Reisezeit“ gab es nicht nur erstaunlich viele (200 Arten - vgl. Artenliste), sondern auch wirklich bemerkenswerte Beobachtungen. Mit über 400 nachgewiesenen Vogelarten nimmt Bulgarien innerhalb Europas eine Spitzenposition ein. Besonders die bulgarische Schwarzmeerküste ist für den Mitteleuropäer ein Vogelparadies. Das gilt sowohl für die Vielfalt der Arten wie für die enormen Individuenzahlen. Am größten ist die Artenvielfalt in der Umgebung von Burgas mit den vielen Feuchtgebieten entlang der Küste, die zu allen Jahreszeiten interessante Arten garantieren. Über die Burgaser Bucht ziehen auf der so genannten „Via pontica" im Frühjahr und Herbst gewaltige Vogelschwärme, darunter Rosa- und Krauskopfpelikane, Schwarzstörche, Schrei-, Schlangen - und Steppenadler sowie Kurzfangsperber.
Aufgrund der geographischen Lage, seines Reliefs und der schwachen Besiedlung ist das an der türkischen Grenze liegende Strandsha-Gebirge, das von Burgas aus recht einfach zu erreichen ist, ein wichtiger Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Das milde Klima des Gebirges und starke jährliche Niederschläge von fast 1000 mm begünstigen zusammen mit den tiefen, die Feuchtigkeit auch im Sommer haltenden Tälern eine üppige urtümliche Flora. Dabei spiegelt sich in diesem Pflanzenreichtum der Übergang vom europäischen zum asiatischen, vom mediterranen zum alpinen Landschaftsraum. Da sich im Südosten Bulgariens verschiedene tiergeographische Zonen überschneiden, nisten mitteleuropäische und mediterrane, turkestanische und sarmatische Arten neben- und miteinander. So konnten wir in diesem Gebiet u.a. Kaiseradler, Maskenwürger, Orpheusgrasmücke, Halbringschnäpper, Trauermeisen und Kappenammern beobachten. Das Gebirgssystem der Rhodopen liegt zum größten Teil im Südwesten von Bulgarien und erstreckt sich bis in den Ostteil der ehemaligen Jugoslawischen Republik Makedonien und den Nordosten von Griechenland. Die Rhodopen stellen eines der am stärksten zerklüfteten Gebiete der Balkanhalbinsel dar. In dem landschaftlich reizvollen Gebirge mit Bergen bis 2914 Meter finden sich neben Wölfen und Bären auch zahlreiche alpine Vogelarten. An anderen, mehr mediterranen Stellen brüten Gänsegeier, außerdem Schmutzgeier, Steinadler, Wanderfalke, Steinrötel und Blaumerle, Balkansteinschmätzer und Felsenkleiber.
Entlang der Nordgrenze Bulgariens erstreckt sich die breite Donauniederung. Nach Süden schließt zunächst das Donauhügelland an; ihm folgen die als Vorbalkan bezeichneten Vorberge des Balkan, die bereits Höhen bis zu 1 500 Metern erreichen, sowie der Balkan. Er durchzieht Bulgarien auf der gesamten Länge und bildet das geographische Rückgrat des Landes. In Nordbulgarien sind u.a. Krauskopfpelikan, Rostgans, Krähenscharbe, Rosenstar, Nonnensteinschmätzer und Rotfußfalke interessante Brutvögel. Der große See östlich von Durankulak ist ein noch relativ unberührtes Vogelparadies in der Nähe der rumänischen Grenze in einer reizvollen Landschaft. Hier sind zahlreiche in Feuchtgebieten heimische Vogelarten anzutreffen, u. a. Zwergdommel, Drossel-, Schilf-, Sumpf-, Teichrohrsänger, Schlag- und Rohrschwirl sowie Bart- und Beutelmeise. Der Srébarnasee befindet sich im Überschwemmungsgebiet der Donau. Der See ist international bekannt, da hier u.a. der seltene Krauskopfpelikan beheimatet ist; außerdem viele Moorenten und in einer gemischten Kolonie Löffler, Sichler und vier Reiherarten.
Große Schwärme von Wasservögeln verbringen den Winter an der bulgarischen Schwarzmeerküste. Etwa 35.000 Rothalsgänse überwintern neben Zehntausenden von anderen Wasservögeln vor allem im Norden Bulgariens, während z.B. die seltene Weißkopf-Ruderente das Burgaser Gebiet bevorzugt.
Fazit: Bulgarien ist zu allen Jahreszeiten ein lohnendes Reiseziel für Vogelfreunde!
... besonders wenn man einen orts- und fachkundigen Führer hat. In diesen Zusammenhang möchte ich mich bei Pavel Simeonov (Firma Branta-Tours) für die hervorragende ornithologische Betreuung bedanken.

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Harald & Conny Kram
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